Wissenswertes rund um den Dachstuhl

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Der Dachstuhl müsste eigentlich Dachgestell heißen, denn er bildet praktisch das Gerüst oder auch Skelett, auf dem, einer Haut vergleichbar, das Ziegelkleid ruht. Er trägt den Aufbau des Daches und besteht traditionell aus Holz, bei sehr großen Dächern jedoch auch aus Stahl. Im einzelnen besteht jeder Dachstuhl aus einer Vielzahl von Komponenten, die für den Laien wie hölzerne Bohlen aussehen und daher meist Dachbalken genannt werden. Tatsächlich aber verbirgt sich darunter ein kompliziertes Ensemble mit exakt aufgeteilten Funktionalitäten und gewichtigen Aufgaben für jeden einzelnen Balken!

Ein komplexes Balkenensemble

Ein Blick auf ein zauberhaftes und romantisches Referenzobjekt von Die Dachdecker Neumann GmbH lässt das komplizierte Ensemle des Dachstuhles und die Vielfalt der Funktionen seiner einzelnen Elemente bereits erahnen. Man sagt, das Dach sei die Krone des Hauses. Und wer dem zustimmt, der muss anerkennen, dass der Dachstuhl das zentrale Gerüst dieser Krone ist! Die Basis eines Dachstuhls, beispielsweise beim traditionellen und regelrecht urdeutschen Kehlbalkendach, welches zum Dachfirst hin spitz zu läuft, bilden die Deckenbalken. Dies sind massive Balken, die auf dem Mauerwerk quer aufliegen. Diese Deckenbalken bilden beim historischen Kehlbalkendach die Basis eines meist gleichschenkligen Dreiecks, dessen übrige beiden Seiten die sogenannten Sparren darstellen, welche sich oben, an der Spitze des gleichschenkligen Dreiecks, zum krönenden First vereinen. 

Der erhöhten Stabilität halber und auch, um den Dachraum größenmäßig noch einmal zu unterteilen, gibt es nach dem Willen der Architekten zwischen den Sparren zusätzliche Verbindungsbalken: Die Kehlbalken, die Spannriegel, die Kopfstrebe, die Stuhlsäule und Stuhlschwelle. So lässt sich der Dachraum nochmals in eine zu Wohn- oder Abstellzwecken nutzbare Abteilung und den sogenannten Spitzboden darüber, unmittelbar unter dem First gelegen, ab teilen. Außen komplettieren dann die Aufschieblinge den Dachstuhl. Dies sind kurze hölzerne Latten, die die Steilheit der Dachneigung zur Regenrinne hin noch etwas abmildern, was besonders im Frühjahr, zu Zeiten des Tauwetters und der Schneeschmelze, erst seinen verborgenen Sinn und Zweck offenbart.

Hergestellt vom Zimmermann

Hier zeigt die deutsche Firma Betterhouse, die sich auf Altbausanierungen spezialisiert hat, dass beim Herrichten eines Dachstuhls ein professionelles Zusammenspiel der Gewerke gefragt ist. Und zwar sind hier der Dachdecker und der Tischler gleichermaßen vonnöten. Jedoch nicht der Möbel-, sondern vielmehr der Bautischler oder Zimmermann. Sind nämlich die Bauteile und Konstruktionen aus Holz, wie es seit jeher traditionell meist der Fall ist, so müssen sie zunächst auf Maß gemeinsam mit den Dachlatten, die später quer über die Sparren genagelt oder geschraubt werden, angefertigt werden. 

Dies ist jedoch dann meist die Aufgabe eines Bautischlers, nicht des Dachdeckers. Er hat die Stützkonstruktion des hölzernen Dachverbandes dabei gewissenhaft so zu dimensionieren, dass diese später die gesamte tonnenschwere Last der einander an den Rändern überlappenden Ziegelschichten aufnehmen, abfangen und nach unten hin, ins senkrechte Mauerwerk hinein, ableiten kann. Damit erfüllt der Dachstuhl tatsächlich eine ähnliche abfangende und ableitende Funktion in Bezug auf die Last der Ziegeln, wie die Strebepfeiler bei den berühmten gotischen Kathedralen!

Er muss das Dach tragen

Auch in vielen historischen Gebäuden ist der Dachstuhl, dessen Balken meist aus uralter Eiche gefertigt wurden, heute nicht nur Abstellraum, sondern wird zum wohnlichen Ensemble, vielleicht sogar zum hoch gelegenen Wohnzimmer, umfunktioniert und ausgebaut. Aus dekorativen Gründen werden dabei die uralten Eichenbalken, die, professionell gepflegt und konserviert, meist mehrere Menschenleben hindurch halten können, freigelegt und bilden einen wesentlichen Blickfang des so genutzten Raumes.Dabei sollte jedoch niemals vergessen werden, dass sie trotz aller rustikalen und nostalgischen Optik nach wie vor eine ganz wesentliche Stützfunktion im Gefüge des gesamten Dachstuhles erfüllen müssen! Dies umso mehr in historischen Gebäuden mit großen stützfreien Räumen unter der Lage der Deckenbalken, so beispielsweise in Burgen, Tuchhallen oder Kirchenschiffen.

Die Grenze zwischen Dachstuhl und Dach

Für die Errichtung von Dachstühlen in traditioneller Holzbauweise sind die Zimmerer oder Bautischler zuständig. Für die Eindeckung mit Ziegeln, mit Schiefertafeln, Blech, Zink, Kupfer oder Schindeln, Schilf oder anderen Materialien, jedoch die Dachdecker! Die Grenze zwischen hölzernem Dachstuhl und steinerner Ziegelschicht bilden dabei die quer zu den Dachsparren angenagelten oder angeschraubten Dachlatten, auf denen die Ziegeln ruhen. Heutzutage ist es jedoch üblich, zusätzlich unterhalb der Dachlatten die sogenannte Unterspannbahn, eine Art dicker und wasserdichter Folie, fest anzubringen. Diese Unterspannbahn hat dabei verschiedene und sehr wesentliche Funktionen zu erfüllen. 

Einerseits bildet sie eine sogenannte Dampfsperre, die verhindert, dass aus dem Innern des Hauses auskondensierende und aufsteigende Feuchtigkeit in die Ziegelschicht eindringen kann. Andererseits erfüllt sie die wesentliche Aufgabe einer Wärmedämmung und wirkt als ein Dach unter dem Dach, so dass es nicht bis ins Innere des Hauses durchregnen kann, sollte beispielsweise einmal eine Ziegel beschädigt werden.

Jeder Raum benötigt Pflege!

Hier zeigt ein Arbeitsbeispiel der Schreinerei Häckl, dass es für den Hausbesitzer meist eine Lebensaufgabe ist, die Bestandteile des Dachstuhles, die oft bis in die Wohnräume der unteren Etagen hinein ragen, zu erhalten, zu pflegen und zu konservieren. Dies im wahrsten Sinne des Wortes schon allein deshalb, weil dem Hausherren im Falle eines maroden Dachstuhls über kurz oder lang nämlich das ganze Dach auf den Kopf fallen würde, was die Unbewohnbarkeit der Immobilie nach sich zöge. Ein Schreckensszenario für viele Besitzer vor allem historischer Immobilien, so dass es nicht Wunder nimmt, wenn heute meist die Frage nach der Stabilität des vorhandenen Dachstuhles gleich nach der Frage der Freiheit der Wände vom Schimmelbefall gestellt wird, wenn sich ein potenzieller Käufer nach dem Zustand einer Immobilie erkundigt. Wer bei dieser Gelegenheit gleich noch originelle Ideen für seine Dachbodentreppe benötigt, der kann sich hier inspirieren lassen!

Wasser, Feuer und Insekten – die natürlichen Feinde

Die größten Gefahren für Stabilität und Bestand eines hölzernen Dachstuhls kommen von außen und innen gleichermaßen. Hier wären zu nennen: Feuer, Blitzschlag, Wasser oder Insektenbefall. Ein Brand, ganz gleich, ob nun durch einen Blitzschlag oder einen Schmorbrand in einem auf den Dachsparren verlegten maroden Kabel aus Vorkriegsproduktion entstanden, ist für jede hölzerne Konstruktion tödlich und stellt oft für den Hausherrn ein unabwendbares und daher regelrecht schicksalhaftes Ereignis dar. Auch Wasserschäden sind tückisch und werden oft über Jahre hinweg nicht erkannt. 

Sie entstehen ganz allmählich, wenn durch defekte Ziegeln oder durch marode Wandanschlüsse an den Übergängen der Dachschräge zu Gauben, Balkonen, Schornsteinen oder Nachbargebäuden, Wasser eindringt und sich festsetzt, um ihn schließlich allmählich aufzuweichen und aufzulösen. Auch Schwitzwasser, entstanden durch Verdunstung oder durch Benutzung von Bad und Küche, direkt unter den Dachbalken, kann den Dachstuhl in vielen langen Jahren nachhaltig schädigen. Während man den witterungsbedingten Dingen oft macht- und hilflos gegenüber steht, schließlich gibt es für solche Eventualitäten Versicherungen, kann dem gefürchteten Insektenbefal meist sogar vorgebeugt werden.

Feuchte, Bakterien und Pilze?

Die Stabilität des Dachstuhls ist maßgeblich durch die Eigenschaften des Werkstoffes Holz bestimmt. Zu diesen Eigenschaften gehört die biologische Abbaubarkeit, die das Holz leider empfänglich für die gefürchteten biotischen Schädlinge macht. Bakterien, Pilze und Insekten können einen Dachstuhl demzufolge in den vielen Jahren seiner tragenden Existenz befallen, was letztendlich im schlimmsten Fall zur nachhaltigen oder sogar zur völligen Zerstörung der Substanz führen kann. Ist der Dachstuhl, beispielsweise durch jahrelang unerkannt einsickerndes Regenwasser oder durch aufsteigendes Schwitzwasser zu etwa 20 % durchfeuchtet, so können sich nun zusätzlich auch noch Pilze auf der feuchten Oberfläche der Dachbalken niederlassen und deren Substanz angreifen. 

Während sogenannte Bläuepilze das Holz nur oberflächlich verfärben, gehen die gefürchteten holzabbauenden Ständerpilze dagegen in die Tiefe des Materials, indem sie dort die Weiß- oder Braunfäule verursachen. Bei weiterer kontinuierlicher Durchfeuchtung eines dergestalt bereits vorgeschädigten Dachstuhles wird schließlich allmählich das mit einem strukturellen Kollaps einhergehende Endstadium erreicht, in welchem nunmehr bei höchsten Feuchtegraden Bakterien die Moderfäule und den totalen Abbau auch der Kernsubstanz bewirken. Gern gesellen sich nun auch noch Hausbock, Nagekäfer und diverse andere holzzerstörende Insekten hinzu, um dem Dachstuhl dann völlig den Rest zu geben.

Resistenzklassen beim Dachstuhl

Heute weiss man jedoch, dass manche Hölzer im Dachstuhl gegen Feuchtigkeit eine natürliche Resistenz besitzen. Man spricht hier von den sogenannten resistenten Kernhölzern, deren biotischer Abbau, im Gegensatz zum normalen Bauholz, nur sehr langsam voran schreitet. Der Fachmann unterteilt das Holz daher heute nach DIN EN 320-2 in 5 sogenanne Resistenzklassen. 

Ob das Holz seines Dachstuhles aber zufällig gerade resistent ist, weiß der Besitzer einer Immobilie meist nicht und schon gar nicht auf den ersten Blick. Bei historischen Gebäuden hing dies oft vom Zufall ab oder vom Geldbeutel desjenigen Bauherrn, der das Gebäude vor langer Zeit einmal errichten ließ. Als Faustregel kann gelten, dass zu Zeiten von Kriegen und Wirtschaftskrisen eher mit minderwertigen Materialien gebaut wurde. Auch der Bayernkönig Ludwig vertraute bei der Errichtung seines Traum- und Märchenschlosses Neuschwanstein im Allgäu schließlich nicht blind auf die Resistenzklassen, sondern ließ das Gebälk des Dachstuhles lieber gleich ganz aus veritablen Stahlträgern fertigen und verursachte unter anderem deshalb eine Überstrapazierung der Finanzen seines Königreiches!

Holzschutz muss sein!

Wessen Dachstuhl nicht von König Ludwig II. durchgeplant worden ist, so dass er nicht aus Stahlträgern, sondern stattdessen aus Holz besteht, der wird heute wohl nicht umhin kommen, intensiv Maßnahmen des sogenannten konstruktiven Holzschutzes zu betreiben. Ein Bündel von zeitraubenden Arbeitsschritten, durch die sich der gefürchtete biotische Holzabbau weitgehend vermeiden oder zumindest doch einige Jahre oder gar Jahrzehnte lang mit einigem Erfolg aufhalten lässt. 

Wichtigste Aufgabe des Bauherrn ist dabei zuerst die Verhinderung der Durchfeuchtung der hölzernen Teile des Dachstuhls und die konsequente Ersetzung bereits geschädigter Balken durch möglichst kernresistente Hölzer. Zusätzlich ist, da es sich ja zumindest um eine tragende Konstruktion handelt, nach der hierfür relevanten Vorschrift DIN 68 800 zur fachgerechten Aufbringung eines chemischen Holzschutzes zu raten. Neuerdings stehen auch alternative und besonders innovative Verfahren für den Schutz eines hölzernen Dachstuhles zur Verfügung, die sich auf die sogenannte Modifikation der Balken eines Dachstuhles zu Thermoholz oder zu acetyliertem Holz konzentrieren.

Primaten nutzen traditionell Holz zum Nestbau!

Jeder Althistoriker weiß nur zu gut, dass Primaten den natürlichen und immer wieder nachwachsenden Werkstoff Holz seit je her, zumindest jedoch schon seit der Altsteinzeit, intensiv und gern für diverse Zwecke nutzten, bei denen vorrangig das Feuermachen, das Werfen und Stochern, aber auch stets der Nestbau zu nennen wären. Von diesen uns lieb gewordenen Gewohnheiten haben wir Menschen als Primaten bis heute den Usus beibehalten, die Dachstühle in unseren Nestern meist aus Holz zu fertigen, sei es nun dabei kernresistent oder auch nicht. Und wir haben es dabei im Verlaufe unserer Evolution sogar allmählich zu einiger Kunstfertigkeit gebracht! Also sollten wir diese Fertigkeit tunlichst kultivieren, ebenso, wie ihre Zeugnisse: unsere geliebten hölzernen Dachstühle!

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